Kein Liebesglück im Osten

Seit im Zürcher NLB-Team die Nulltoleranz eingeführt wurde (natürlich nur vor dem Spiel), zeigt die Leistungskurve steil nach oben. Und weil nach dem Sieg gegen Kreuzlingen beim Teamessen im Gambrinus der eine oder andere loswerden konnte, was sich in ihm so angestaut hatte, standen die Anzeichen auf einen Erfolg in St. Gallen hervorragend.

Dort empfangen wurde die Equipe mit dem Hinweis, dass von höchster Stelle (scheinbar der Trainer) ein Redeverbot verordnet wurde. Weil wir Zürcher aber so sympathisch sind, mochte sich niemand so recht daran halten. Zeit für freundschaftliches Vorgeplänkel gab es auch genug, denn leider scheint neben Hallenbau auch Spielplanung nicht Kernkompetenz der St. Galler zu sein. Hier noch der Dank an die vor uns spielenden Frauschaften, zumindest nicht noch ein Tiebreak angehängt zu haben.

Scheinbar gibt es im Ostschweizer Team diverse Zürcher Fans. Bereits während des Einschlagens galt die Konzentration meist dem Geschehen auf der anderen Seite, Sprech-Chöre zelebrierten und kommentierten die natürlich ausschliesslich hammerharten Schläge von Voléro. Als es um halb 7 endlich losging, gaben sich die Zürcher die grösste Mühe, Trainer Dirks Anweisungen umzusetzen und den Tabellenführer und Aufsteiger auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen: «Die meinen die sind gut, und ich möchte ihnen klar zeigen, dass dies nicht so ist».

Im ersten Satz wollte dies noch nicht so recht gelingen. Zu löchrig war der Zürcher Block und zu zaghaft die Angriffe. Der STV Hopp St. Gallä zeigte sich aber auch sehr selbstbewusst und gewann den ersten Satz verdient. Im zweiten sah es zunächst nicht danach aus, dass sich etwas ändern würde: St. Gallen blieb am Drücker. Die Nettigkeiten, welche zwischen den Netzmaschen hin und her gereicht wurden, weckten die Zürcher Emotionen jedoch: hässig am Netz machte sich einmal mehr bezahlt. Ein präsidiales Machtwort zeigte Wirkung und Voléro konnte ausgleichen.

Mitte des dritten Durchgangs war wohl die stärkste Phase der Zürcher, die Gastgeber schienen ratlos und etwas überfordert. Da liess die Konzentration etwas nach, statt Sex waren es gegen Satzende nur noch drei Punkte Vorsprung. Drei Satzbälle könnten ja trotzdem reichen? Ja, könnten… Mit dem Rücken zur Wand wehrte im vierten Satz dann jedoch Voléro drei Matchbälle ab und erzwang so das Tiebreak.

Unterdessen war es gefühlt Mitternacht und es ging die Angst um, gar nicht mehr nach Hause ins schöne Zürich zu kommen, sondern die Nacht mit Schützengarten und der Dorfjugend verbringen zu müssen. Der Gedanke daran wirkte verständlicherweise lähmend, gleich mit 0:6 fand sich die Mannschaft im Hintertreffen, St. Gallen bereitete bereits die Freinacht vor. Doch Züri wäre nicht Züri, wenn konfrontiert mit dieser Situation auch nur leichte Selbstzweifel im Team aufgekommen wären. Mit viel Kampfgeist und einem Gott in Form eines Adlers drehte die Mannschaft das Spiel und kam bei 14:11 zu drei Matchbällen. Standardgemäss wurden auch diese nicht genutzt – wäre ja auch schade gewesen, wäre die Partie bereits zu Ende gewesen, dann hätte sich der Weg kaum gelohnt. Im vierten Anlauf klappte es dann doch noch, St. Gallen war wie der Ball am Boden und Voléro auch ziemlich am Ende der Kräfte: selten fiel so viel Haudegen von den zittrigen Händen.

Der Zug in die Hauptstadt fuhr glücklicherweise noch, Voléro konnte das Liebesglück also statutengemäss an der Langstrasse statt im Osten suchen. Nur dass es die Hotdogs in der Halle nicht mit Bratwoascht gab, war der kleine Wehrmutstropfen an einem gelungenen Abend.

von Baller-Joseph #1
am 04.11.2019 18:02
Herren 1 - NLB News
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